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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 61

1896 - Leipzig : Hirt
- 61 solche Flucht", sagte dieser, ist heldenmtiger, als wenn ich Breda eroberte. Vetter, Ihr habt das gethan, Ihr werdet mehr thnn. Wer sich selbst be-siegen kann, der ist zu ' groen Unternehmungen fhig." Friedrich Heinrich behandelte den Kurprinzen mit hoher Achtung und fhrte ihn auch in seine Familie ein, wo Friedrich Wilhelm seine sptere Gemahlin, Luise Henriette, kennen lernte. Der junge Fürst lebte und webte ganz in dem Gedanken, seinem Lande hnliche Quellen des Wohlstandes zu erffnen, wie er sie hier vor sich sah: Handel, Schiffahrt, Kolonieen. 2. Diese Plne schienen unausfhrbar, als Friedrich Wilhelm mit 20 Jahren (1640) zur Regierung kam. Sein Land war durch den Krieg verarmt und verdet. Ganze Drfer und Städte waren wst; auf viele Meilen fand man weder Menschen noch Vieh. Da brauchte man einen frsorglichen Landesvater und eine thtige Landesmutter. Der Kurfürst vermhlte sich nicht mit der ihm schon frher bestimmten Knigin Christine von Schweden. Er hatte keine Lust, neben einer eigen-willigen Gemahlin eine unbedeutende Rolle zu spielen. Dagegen fand er eine treffliche Lebensgefhrtin in Luise Henriette von Dramen, die allerdings erst eine Jugendneigung unterdrcken mute, ehe sie nach dem Willen der Eltern dem Kurfrsten die Hand reichte. Sie war klein, aber wohl gestaltet, sanft und ruhig; sie sprach wenig und zeigte eine Neigung zur Schwermut. Dabei liebte sie ihren Gemahl bald so sehr, da sie trotz ihrer schwachen Gesundheit ihn fast auf allen Reisen, sogar auf seinen Feldzgen begleitete. Ich will lieber alle Unbequemlichkeiten erdulden und bei ihm sein," schrieb sie einmal, als alle Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen." Auf ihren klugen Rat legte der Kurfürst selbst in den schwierigsten Fllen groen Wert. Mit ihr vereint suchte er die Wunden des Krieges zu heilen. Die Kurfrstin legte zur Hebung des Acker- und Gartenbaues in dem ihr zu Ehren benannten Stdtchen Oranienburg eine Musterwirtschaft an. Daselbst grndete sie auch fr die vielen elternlosen Kinder nach dem groen Kriege ein Waisenhaus. 3. Nicht immer wurden die guten Absichten, welche der Kurfürst hegte, von seinen Unterthanen anerkannt. In seinem Herzogtum Preußen mute er den Adel und die Stadt Knigsberg erst zum Gehorsam zwingen. An die Spitze der Widerspenstigen traten der Oberst von Kalkstein und der Schppenmeister Rhode. Lange zeigte sich der Kurfürst geduldig. Kalkstein wurde, als er zum erstenmal zum Tode verurteilt worden war, begnadigt. Nichtsdestoweniger floh er nach Polen und versuchte von Warschau aus

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 62

1896 - Leipzig : Hirt
62 - seine Landsleute gegen den Kurfrsten aufzuwiegeln. Alle Mahnungen und Drohungen halfen nichts. Da schickte Friedrich Wilhelm einige Dragoner verkleidet dahin, und der brandenburgische Gesandte erhielt den Befehl, sich mit Gewalt des ge-shrlichen Mannes zu bemchtigen. Er lud Kalkstein zu sich ein; nnvor-sichtig genug folgte der Oberst dieser Einladung; nun wurde er als Landes-Verrter verhaftet, an Hnden und Fen gefesselt, in einen Teppich gewickelt und in einem verschlossenen Wagen aus der Stadt herausgebracht. Drei Meilen weit geleiteten die Dragoner den im Gefhrt verborgenen Gefangenen; dann setzten sie ihn auf ein Pferd und befrderten ihn schleunig der die Grenze. Wohl war der Polenknig sehr erbittert und verlangte die Freilassung Kalksteins, da er unter seinem Schutze gestanden habe; aber der Kursrst erklrte: die Polen sollten den meineidigen Hochverrter zu-rckerhalten, aber gekpft. Er stellte ihn vor ein Kriegsgericht, dieses verurteilte ihn wiederum zum Tode; diesmal lie ihn der Kurfürst zum warnenden Beispiel hinrichten. Nicht ganz so schlimm erging es dem Fhrer des Brgerstandes, dem Schppenmeister Rhode. Der Kurfürst schickte Truppen in die Nhe Knigs-bergs; da griffen auch die Brger zu den Waffen und brachten die Kanonen auf die Wlle; offenbar hofften auch sie Hilfe von den Polen zu erhalten. Aber Friedrich Wilhelm besetzte die Straen, um jede Verbindung zwischen Knigsberg und Warschau zu unterbrechen. Als der Kurfürst sich entschlo, selbst an die Spitze seiner Truppen zu treten, war man besorgt um ihn. Aber im richtigen Augenblick schritt er zu einer List und bemchtigte sich der Person Rhodes. Der Schppenmeister wurde auf die kleine Festung Peitz gebracht. Spter wollte ihn der Kurfürst begnadigen, wenn er sein Unrecht eingestehe. Jener blieb aber trotzig und erklrte, er wolle seine Freiheit nicht der Gnade, sondern der Gerechtigkeit zu verdanken haben. So blieb er bis zu seinem Tode Gefangener. 4. Dies alles htte der Kurfürst nicht ausfhren knnen, wenn er nicht gleich im Anfang seiner Regierung ein kleines Heer gebildet htte, das er bestndig vergrerte und bte. Seine Tchtigkeit bewies es zuerst in der Schlacht von Warschau (1656) gegen die Polen. Noch wichtiger wurde es in einem Kampfe gegen die Franzosen und Schweden. In Frankreich regierte der ehrgeizige König Ludwig Xiv., der alle Lnder auf dem linken Rheinufer fr sich beanspruchte. Zunchst griff er Holland an; wre dies unterlegen, so wrde sicherlich der Kurfürst seine rheinischen Besitzungen eingebt haben. Deshalb kam er (allerdings der

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 65

1896 - Leipzig : Hirt
65 mit seinem Taschengelde nicht auskomme, sondern Schulden mache. Da griff er wohl zu seinem Bambusrohre, von dem er sich selten trennte, und zchtigte den Sohn selbst dann noch, als dieser schon herangewachsen und Offizier geworden war. Da wollte Friedrich dem Vater entfliehen; aber der Plan milang, und der erzrnte König beschlo, den 18jhrigen Kronprinzen hart dafr zu bestrafen. Er lie den Lieutenant von Katte, der die Flucht begnstigt hatte, vor den Augen Friedrichs erschieen, und der Kronprinz wurde lnger als ein Jahr auf der Festung Kstrin gefangen gehalten. Als er sich aber besserte und fleiig arbeitete, um sich die Zufriedenheit des Vaters wieder zu erwerben, wurde er begnadigt und erhielt das Schlo in Rheinsberg geschenkt, wo er sich eine eigene behagliche Huslichkeit einrichten durfte. Nach und nach erkannte Friedrich, da der Vater trotz seiner rauhen Auenseite es doch gut mit ihm gemeint hatte, und wie treu er fr seine Unterthanen sorgte. Er lernte die groen Verdienste desselben um die Hebung des Knigreichs Preußen richtig wrdigen. Aber auch der König nderte seine Meinung der den Sohn, als er krnklich wurde und sich fter von demselben vertreten lassen mute. Beim Herannahen des Todes dankte er Gott, da er ihm einen so wrdigen Nachfolger gegeben habe. 2. Mit 28 Jahren bestieg Friedrich (im Jahre 1740) den Thron, und er widmete sich seinen Pflichten als Herrscher mit demselben Ernst und Eifer wie der Vater. Er mute wirklich bald Krieg anfangen, um die Ansprche seiner Vorfahren auf Schlesien durchzusetzen. Dies Land ge-hrte der Beherrscherin von sterreich, Maria Theresia, einer ebenso klugen wie entschlossenen Frau. Erst nachdem sie in drei Kriegen, von denen der letzte sieben Jahre dauerte, besiegt worden war, trat sie die Provinz an den Preuenknig ab. Aber dieser hatte auch viele schwere Verluste er-litten und war manchmal der Verzweiflung nahe gewesen; er kehrte als der alte Fritz" in seine Hauptstadt Berlin zurck. 3. Im Frieden arbeitete er unermdlich fr sein Volk. Nichts hat mehr hnlichkeit mit dem Tode, als der Miggang", schrieb er an einen Freund. Im Sommer stand er um 4 Uhr, im Winter um 5 Uhr auf. Er kleidete sich sofort vollstndig an; während ihm der Zopf gemacht wurde damals trugen auch die Männer Zpfe , las er schon die ein-gegangenen Briefschaften; dann frhstckte er, spielte auf der Flte, seiner Freundin von der Jugend her, wobei ihm oft die besten Gedanken der die Verwaltung seines Staates einfielen. Zwischen 9 und 10 arbeitete er allein, dann empfing er seine Rte und gab ihnen seine Befehle. Um Wagner, Deutsche Lebensbilder. 5

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 130

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 130 — Denn für sich selbst brauchte der König sehr wenig; seine Lebensweise und seine Kleidung waren höchst einfach. „3ch bin arm," pflegte er zu sagen, „aber der Staat ist reich; mein Schatz gehört nicht mir, sondern dem Staate." So half er freigebig und unermüdlich dem gesunkenen Wohlstände seines Landes wieder auf. Durch fortgesetzte Herbeiziehung von Ansiedlern, die ganze Strecken wüst liegenden Bodens urbar machten, durch Unterstützung der Gewerbetätigkeit und des Handels, durch Förderung j&er Rechtspflege und der Schulen erhob er sein Land bald zu einer staunenswerten Blüte. — Dem Bauern* stände suchte der König auch sonst zu helfen. Die Leibeigenschaft wurde aufgehoben und in das mildere Verhältnis der Gutsuntertänig* keil umgewandelt. Der Frondienst wurde beschränkt und die körperliche Mißhandlung der Bauern streng verboten. — Ruch war der König bemüht, die vollstereligionsfreiheit und Gleichberechtigung der verschiedenen Konfessionen durchzuführen. „(Es muß", so schrieb er, „unter den katholischen und evangelischen Untertanen nicht der allermindeste Unterschied gemacht werden, sondern selbige müssen ohne Rücksicht auf die Religion auf gleichem unparteilichen Fuß behandelt werden." 2. Schlesien und westpreutzen. Seine ganz besondere Fürsorge wandte Friedrich der Große der mit so großen Mühen und Dpfern erworbenen Provinz S ch l e \ i e n zu. Bald waren die Schlesier froh, Preußen geworden zu sein. (Ebenso erfreute sich später die neu gewonnene Provinz Westpreußen seiner landesväterlichen Pflege. Dieses Land war schon früher einmal, durch den deutschen Ritterorden, für Deutschland gewonnen worden (Nr. 23, 6), war aber wieder verloren gegangen und hatte drei Jahrhunderte unter polnischer Herrschaft gestanden. Durch die sogenannte erste Teilung Polens (1772) erwarb Friedrich der Große dieses wichtige Gebiet. Er nannte sich nun nicht mehr König in Preußen, sondern König von Preußen. 3n jämmerlichen Zustand war Idestpreußen unter der Polenherrschaft geraten. Friedrich sandte sofort eine Menge seiner besten Beamten in die neue Provinz; (Berichte, Schulen, Postanstalten wurden errichtet, Straßen gebaut, die Weichsel mit ©der und (Elbe durch einen Kanal verbunden und fleißige Ansiedler ins Land gerufen, fluch andere Teile des Königreichs erfreuten sich ähnlicher Fürsorge. Schon vor dem Siebenjährigen Kriege hatte Friedrich zwei öde Sumpfgegenden, den Gder- und den Idarthebruch, mit Dämmen umziehen lassen, die das Wasser ablenkten und 350000 Morgen Sumpf zum fruchtbarsten

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 105

1918 - Leipzig : Voigtländer
haben." Mit großem Eifer sorgte der kräftige Fürst für die Wohlfahrt und Bildung seines Volkes; der Lehre Luthers war er dagegen entschieden abgeneigt, mö, es kam zwischen ihm und seiner Gemahlin Elisabeth, einer ctnhängerin Cuthers, zu schwerem Zerwürfnis. 3oachim war erbittert, daß Elisabeth das Abendmahl unter beiderlei ©eftalt genommen und sich dadurch von der katholischen Kirche losgesagt hatte. (Er wollte sie zum widerruf zwingen. Da floh (Elisabeth aus dem Lande und wandte sich nach Sachsen, wo sie an Luther einen Berater fand. Nach Joachims Tode wurde sie a>der von ihren Söhnen mit allen (Ehren wieder ins Land zurückgeleitet.^Iht Sohn 3 o a ch i m Ii. führte (1539) die Reformation in seinem Lande ein. 2. Vereinigung Brandenburgs und Preußens. Kurz vor dem Dreißigjährigen Kriege bekam Brandenburg einen bedeutenden Zuwachs. Der Kurfürst Johann Sigismund erwarb durch (Erbschaft das Herzogtum Kleve am Niederrhein nebst Mark und Ravensberg in Westfalen sowie im Gsten das Herzogtum Preußen. Ruch in dem ©rdenslande Preußen (s. Hr. 28, 6) hatte (schon 1525) die Reformation (Eingang gefunden; der Hochmeister des Drdens, Albrecht von Brandenburg, war zur evangelischen Kirche übergetreten und hatte sich zum erblichen Herzog von Preußen erklärt. Ihm folgte sein Sohn Albrecht Friedrich in der Herzogwürde, und als dieser ohne männliche Nachkommen starb, fiel das Herzogtum an dessen Schwiegersohn Johann Sigismund von Brandenburg. So wurde das Herzogtum Preußen mit dem Kurfürstentum... Brandenburg vereinigt (1618). 3. Brandenburg im Dreißigjährigen Kriege, Ruf | Johann Sigismund folgte sein Sohn Georg Wilhelm als Kurfürst von Brandenburg. Dieser Herrscher war den Rufgaben einer schweren Zeit nicht gewachsen. Daher geriet das Land durch den Dreißigjährigen Krieg, der während seiner Regierung wütete, in die tiefste Zerrüttung. Unsägliches (Elend, Verheerung und Zerstörung herrschten überall; in der Hauptstadt Berlin wohnten zuletzt nur noch 3000 Bürger, die nicht viel mehr als das nackte Leben hatten. Zum Glück folgte dem schwachen Vater ein ausgezeichneter Sohn. 47. Der Große Kurfurft (1640-1688.) t. Des Großen Kurfürsten Jugend. Georg Wilhelms Sohn Friedrich Wilhelm war unter den Stürmen des Dreißig-

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 145

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 145 - jjanten schickte ihnen der König Den Major vongneisenau. In er Nähe Öer Festung streifte der kühne ^ufarenführer oon Schill. Unerschütterlich hielten die braven Kolberger Stanö. „Nettelbeck", schrieb Gneisenau öamals, „ist allgegenwärtig: Zündet der $einö mit fernen Granaten ein Haus an, so steht er mit der Spritze hoch oben an gefährlichsten Stelle. Greift der Feinö ein Rußenwerk an, so sitzt ettelbeck zu Pferöe und holt Munition herbei. Ist das Gefecht vorüber, '? schafft er Lebensrnittel für die ermatteten Truppen hinaus. Zeigt sich e|n schiff mit Zufuhr, so ist er der erste an Borö. wo an den Schleusen etwas öurchsickert, roirö er es gewahr." — Stanöhast ertrug die Stadt ^etzt ein öreißigstünöiges Bombardement; öa kam die Kunöc vom ^öffenftillftanöe: Kolberg war für Preußen gerettet. 4. Der Friede oon Tilsit (1807). Ces war noch zu zwei chlachten in Ostpreußen gekommen, die trotz russischer Unterstützung einen für Preußen günstigen Rusgang des Krieges herbeiführen 5s^n*n^Cn’ mu^e Ffieörtd) töilhelm den Frieö en von Tilsit schließen, in öcm er die Hälfte seines Staates dem Sieger abtrat: alles anö westlich der (Elbe und polnische Gebiete. Seine bisherigen Unter» anen entließ er mit den Worten: „Der Frieöe mußte abgeschlossen j^eröen. Der Datcr scheiöet von den Kinöern. (Euer Rnöenken kann pne Macht aus meinem Herzen vertilgen." Sein Wahlspruch war i°rton: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott." Ruf dem Um die Hälfte seines Bestanöes verringerten Preußen lastete obenörein Il0ch eine unerschwingliche Kriegskostenschulö an Frankreich. — Qpoleon schuf aus den eroberten Gebieten das neue Königreich estfalenunö gab öiefes seinem jüngsten Bruöer Jerome. Ganz eutfchfonö war jetzt in seiner Gewalt, und feine eiserne Zaust lag schwer auf unserm unglücklichen Daterlanöe, das ihm willenlos ge= horchen mußte. 64. Die Königin Luise. 1. Jugend und Thronbesteigung. 3rt öieserzeit öercrüb= *ö rouröe eine Frau die Stütze und Hoffnung Öes preußischen Volkes und der gute Geist eines tief geöemütigten Fürstenhauses. Das war le Gemahlin des Königs Frieörich Wilhelmiii., die Königin Luise 9eb. 10. März 1776). Sie war eine mecklenburgische Prinzessin. 5 sie als Frau des öamaligen Kronprinzen von Preußen nach Berlin am (1793), machten ihre Schönheit und Liebenswüröigkeit einen Wkreißenöen (Einöruck auf alle, die ihr nahten. Rm liebsten weilte an6tä' Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ii. ftusg. A. ' 10

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 107

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 107 — Gestützt auf diese Macht, war er unabhängig und konnte bei den Friedensverhandlungen seinen Worten Nachdruck verleihen. Seinem Einfluß ist es zu verdanken, daß im westfälischen Frieden auch den Reformierten die Rechte der Protestanten zuteil wurden. Ruch gewann er durch diesen Frieden eine beträchtliche Gebietserweiterung durch Hinterpommern und durch die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, tttinden und Kamin. 3. Die Kurfürfttri Luise Henriette. Mit unermüdlichem Eifer suchte der Kurfürst die Wunden zu heilen, die der Dreißigjährige Krieg seinem Lande geschlagen hatte. Unterstützt wurde er bei dieser Snedensarbeit vor allem durch seine Gemahlin Luisehenriette von Granien. Sie war das Muster einer treuen Gattin und einer echten Landesmutter, rastlos tätig, stets hilfsbereit, freundlich und mild. Sie war eine kluge Frau, und oft hat der Kurfürst sich bei ihr Hat in schwierigen Fragen geholt. Ihrer Arbeit ist es z. B. zu verdanken, daß ein durch den Krieg verwüstetes Städtchen bei Berlin wieder emporblühte; ihr zu (Ehrä gab der Kurfürst dieser Stadt den Hamen Oranienburg. Ihre Frömmigkeit war echt und tief; sie dichtete selbst mehrere Kirchenlieder, und eines davon: „Jesus, meine Zuversicht", wird noch heute in evangelischen Kirchen und auf Friedhöfen gesungen. 4. Friedrich Wilhelm wird selbständiger Herzog von Preußen. Bald sollte der junge Fürst in seinen ersten Krieg verwickelt werden. Der Polenkönig war mit Schweden zusammengeraten, weil er, nach der Abdankung von Gustav Adolfs Tochter Christine, Ansprüche auf die schwedische Krone zu haben glaubte. Der Schweden-König Karl Gustav nötigte den brandenburgischen Kurfürsten, auf seine Seite zu treten und Preußen, das unter polnischer Oberhoheit stand, ftls schwedisches Lehen anzunehmen. Da der Polenkönig feine Ansprüche nicht fallen ließ, so kam es zu einer dreitägigen Schlacht bet Warschau (1656), in der sich die brandenburgischen Truppen die ersten Lorbeeren erkämpften. Nach langen Verhandlungen endigte dieser polnisch-schwedische Krieg mit dem Frieden zu Dliva (1660). Friedrich Wilhelm wurde unabhängig von Polen und Schweden und selbständiger herzog von Preußen. Zwar gab es noch schwere innere Kämpfe, ehe der Kurfürst sich bei den preußischen Städten und dem Adel Anerkennung und Gehorsam verschaffte. Aber durch Milde und Strenge unterwarf er sich die Unzufriedenen und machte aus Preußen

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 112

1918 - Leipzig : Voigtländer
- 112 — schlugen die Franzosen in mehreren Schlachten. Dennoch erlangte Ludwig, daß sein (Enkel König von Spanien wurde, wo dessen Nachkommen von nun an regierten. — Mit dem Wohlstände Frankreichs war es immer mehr rückwärts gegangen. Des Königs maßlose Pracht« liebe und Verschwendung, seine fortwährenden Kriege legten dem Volke unerträgliche Lasten auf; tüchtige Menschen hatte er ihres Glaubens wegen vertrieben. So hinterließ Ludwig, als er starb, ein zerrüttetes verarmtes Land. „Ahme mir nicht nach 1" sagte er selbst auf dem Sterbebette zu seinem Nachfolger. Das französische Volk aber jubelte bei der Nachricht von seinem Tode. 49. Des Großen Kurfürsten weitere Regierung. 1. Oie Schlacht bei Sehrbelttn. Rn dem ersten Kriege des Deutschen Reiches gegen Ludwig Xiv. (1674—1679) nahm auch das Kurfürstentum Brandenburg teil. Um sich dieses Gegners zu entledigen, bewog Ludwig die Schweden, in Pommern und die Mark einzufallen. Zunächst auf sich selbst angewiesen, rotteten sich hie und da die Bauern zusammen und fielen mit Heugabeln und Sensen über schwedische Abteilungen her. Ruf ihren Zahnen stand die Inschrift: „Coir sind Bauern von geringem Gut — Und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut." Der Kurfürst aber mit seinem Heere eilte vom Rhein nach Brandenburg zurück. Das herz blutete ihm, als er die von den Schweden niedergebrannten Dörfer, die verwüsteten Fluren sah. So schnell marschierte er auf die Schweden los, daß der größte Teil seines Fußvolkes zurückblieb. Trotzdem griff er mit Hilfe seines Feldmarschalls Derf f Iinger den gefürchteten Feind bei dem Städtchen Fehrbellin an (28. Juni 1675). Der Kurfjirft selber kämpfte mit heldenkühnheit. (Eine Schwadron hatte ihren tfauptmann verloren; da stellte er sich an ihre Spitze und rief: „Mut, Kinder! Ich, euer Fürst, bin jetzt euer Hauptmann und will siegen oder ritterlich mit euch sterben." (Er gewann den glorreichsten Sieg. Die Schweden wurden gänzlich geworfen und flohen eiligst zum Lande hinaus. Mit (Erstaunen erkannte alle lvelt die Kraft, die in dem brandenburgischen Heere und feinem tapfern Führer lebte. — Der Kurfürst erntete leider nicht die ge* hofften Fruchte dieses siegreichen Feldzuges, von dem Kaiser und den übrigen Bundesgenossen im Stich gelassen, sah er sich genötigt, mit Frankreich einen Frieden zu schließen, worin er fast ganz Pommern wieder an Schweden abtrat. Rls er die Urkunde unterzeichnete, rief er zornig aus: „Möge dereinst aus meinen Gebeinen ein Rächer entstehen.'

9. Das erste Geschichtsbuch - S. 68

1892 - Gera : Hofmann
— 68 — 33. Der Kurfürst mit seiner Familie bei den ersten Rartoffelxflanzungen. (Knackfutz.) Er besaß es nur als polnisches Lehen, d. H. der Polenkönig hatte es ihm als Oberherr gleichsam geliehen oder zu verwalten gegeben. Zn jener Zeit brach zwischen Schweden und Polen ein Krieg aus. Der Schwedenkönig kam über die Ostsee, fiel in Preußen ein und nötigte Friedrich Wilhelm zu einem Bündnis. Darüber geriet der Polenkönig in großen Zorn und drohte, den Kurfürsten in einen Kerker zu werfen, wohin weder Sonne noch Mond schiene. Die Antwort darauf war die dreitägige Schlacht bei Warschau an der Weichsel, in welcher die Polen von den Schweden und Brandenburgern gänzlich besiegt wurden. Friedrich Wilhelm benutzte nun alle Umstände so klug und glücklich, daß er im Frieden von Oliva, einem Kloster bei Danzig, Preußen als selbständiges Herzogtum erhielt (1660) und von der Lehnshoheit Polens befreit wurde. 7. Von seinem kriegerischen Helfer. Sein Helfer in militärischen Dingen war Dersslinger. Es wird erzählt, derselbe sei in seiner Jugend Schneidergeselle gewesen. Auf einer Wanderschaft kam er nach Tanger münde an der Elbe und wollte sich hier übersetzen lassen. Da er aber kein Geld hatte, wies ihn der Fährmann zurück, einen Trupp Kriegsleute jedoch fuhr der Schiffer frei hinüber. Da warf Dersslinger sein Bündel tu den Fluß und ließ sich als Reiter anwerben. Durch seine Tapferkeit und Einsicht stieg er bis zum Feldmarschall empor. Als einst der französische Gesandte bei der Tafel am Hofe fragte, ob

10. Das erste Geschichtsbuch - S. 61

1892 - Gera : Hofmann
— 61 — ein. Mit der größten Strenge drillte er die Soldaten, bis alles wie am Schnürchen ging. Die Offiziere verfnhren oft unmenschlich mit den Soldaten und mißhandelten Bürger und Bauern. Da bemühte sich der König, ihre Bildung zu heben, ihr Ehrgefühl zu stärken und sie an eine menschliche Behandlung der Soldaten zu gewöhnen. Das schöne Heer hat selten Gelegenheit gehabt, seine Tüchtigkeit zu zeigen; denn der König liebte den Frieden und suchte ihn durch ein starkes Heer zu erhalten. Nur in dem großen nordischen Kriege hat er Vorpommern mit Rügen von den Schweden gewonnen. 5. Der deutsche Mann. Friedrich Wilhelm war in allem ein deutscher Mann, darum haßte er französische Moden und Sitten. Um die Franzosen vom Rheine abzuwehren, ergriff er für den Kaiser die Waffen. Dabei sagte er: „Wenn die Franzosen ein Dorf in Deutschland angreifen, so müßte der deutsche Fürst ein Schelm sein, der nicht den letzten Blutstropfen daran setzte". Der Kaiser belohnte ihn dafür mit „Habsburgischem Danke". Er benachrichtigte ihn nicht einmal, daß der Friede mit Frankreich eingeleitet sei. Entrüstet ries der König aus: „Der Kaiser behandelt mich und alle Reichsfürsten wie Schubiacks!" Ein andermal sprach er, indem er auf den Kronprinzen wies: „Da steht einer, der mich rächen wird!" 6. Der aufrichtige Christ. Der König diente schlicht und aufrichtig seinem Gott. Jeden Morgen hielt er eine Andacht im Hause und besuchte fleißig den öffentlichen Gottesdienst. Viele Kirchen hat er gebaut und sein Volk durch Wort und Beispiel zur Frömmigkeit angeleitet. Er sagte einmal: „Ich bin kein Pietist, aber Gott vor alles in der Welt und alles mit Gott!" Nach langen, schweren Leiden starb er mit den Worten: „Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben!" Sein Wahlspruch lautete: „Der preußische Adler weicht auch der Sonne nicht!" Er hat die Größe Preußens vorbereitet, sein Vater Friedrich I. aber dem Staate den Namen gegeben. Zu diesem wenden wir uns nun. 6. Ariedrich I., der erste König in Preußen (1688—1713). 1. Was uns an ihn erinnert. Bei vaterländischen Festen singen wir das Preußenlied: „Ich bin ein Preuße! Kennt ihr meine Farben? Die Fahne schwebt mir schwarz und weiß voran!" Woher der Name Preußen und die schwarz-weiße Fahne? Der Name Königreich Preußen, der heute in der ganzen Welt gefürchtet und geehrt ist, und die schwarz-weiße preußische Fahne stammen von diesem ersten Könige. Bis dahin hieß der Staat Brandenburg, und der Fürst war einer von den sieben Kurfürsten, die den Kaiser zu wählen hatten. Preußen war ein Herzogtum und nur ein kleiner, der östlichste Teil seines Staates. Aber hier war er selbständiger Herr, während in Brandenburg der Kaiser über ihm stand. Darum machte er sich zum König in Preußen und gab dem ganzen Staate diesen Namen. Preußen war in alten Zeiten ein wildes, heidnisches
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